Das E-Werk und der Friedhof
Der große Hyp ist bei Royal Blood erst einmal vorbei. André Rieu scheint überhaupt erst im fortgeschrittenen Alter zum großen Ruhm gekommen zu sein und Vant, der support act von Royal Blood – M. Rieu braucht keinen supporting act – werden erst noch gross.
Zu sehen hier:
Auf
beiden Konzerten...
- 1. Juli – Köln E-Werk – Royal Blood supported by Vant
-
4.Juli
– André Rieu auf dem Vrijthof in Maastricht
...
wird Englisch gesprochen. Ungefähr einen Viertel der Ansagen macht André Rieu
auch auf Niederländisch. Das Wort „Vrijthof“ spricht er wie das Deutsche „Friedhof“
aus.
Auf
dem Konzert kommen Vant sehr gut an. Bei André Rieu ist eine Vorband nicht
notwendig, denn sein Konzertführung baut den Spannungsbogen zur Mitte auf. Die
drei Tenören, die als Erste auf die Bühne dürfen, sind eigentlich so etwas wie
eine Vorband. Auch wenn André Rieu das System später auflöst indem er sie immer
wieder durante el concierto als Unterstützung der anderen Solisten auftreten
lässt.
Für
André Rieu gibts einen Link zur Konzertankündigung
Während
Royal Blood eher dunkle Farben bevorzugen sehen Andrés Cellistinnen aus wie die
Prinzessinnen im Ausmalbuch meiner 7 jährigen Tochter.
Es
ist natürlich schwer gegen André Rieu zu bestehen. Er hat einfach dick
aufgefahren. Eine der größten Shows, die in Europa auf Tour sind.
Gerade Royal
Black vertreten ein sehr konträres Konzept der Instrumentalisierung. Während
Herr Rieu gerne mal 70 rumänische Musiker und Tänzer auf die Bühne bringt
spielen Royal Blood nur mit einem Mischinstrument aus Bass- und E-Gitarre und
einem Schlagzeug auf. Gesucht werden dann auch eher tiefe Töne bei
Vibrato-freier männlicher Singstimme.
Der
Mann auf dem Friedhof hingegen - er coacht Sopranistinnen.
Royal
Blood spielen aber mit mehr Druck. André muss manchmal mit sehr energischen
Gesten seine Las-Vegas-Show in Schwung bringen.
Vant
sind an dieser Stelle nicht vergessen. Schließlich sind sie sehr erfolgreich im
E-Werk. Dann müsste ich aber auch alle Solisten in André Rieus Galashow
vorstellen. Es sind mindestens 14 grosse Acts.
Das
Publikum tanzt bei Royal Black - vibrierend bis hüpfend. Mich fragt ein älterer
Herr mit Videokamera in der 46. Minute wann nun endlich die Walzer kämen. Und
dann geht es los. Plötzlich tanzen überall Paare durch die Gänge. Die sieben
großen Schweinwerfertürme tauchen den Platz mit mindestens 6000 Gästen in ein
gleißendes Licht. Der Höhepunkt ist erreicht.
Bei
Royal Blood arbeiten alle, die Fans und die Band, auf den finalen Schlusspunkt
hin. Es ist eine Symbiose - eine frenetische Übereinstimmung ausgedrückt in
einem selbstvergessenen elegischen Rumgehüpfe, der in „Out of the Black“
mündet:
Out
of the Black im E-Werk – keine gute Aufnahme
Doch
man hat vorne am stage schon gemerkt, dass die Erschöpfung gross ist. Sehr eng,
sehr anstrengend, sehr warm.
André
Rieu hingegen versammelt sie alle an einem riesigen Tisch mit Kuchen und Kaffee
(bildlich gesprochen). Graue und weiße Haare von Polen bis Argentinien lauschen
fein-säuselnder Musik, tanzen und trinken Prosecco.
Bei
Royal Blood ist das anders: Lieber das
verschwitzte T-Shirt wechseln und ein Kölsch einwerfen.
2010
hat André Rieu auf dem Vrijthof viel mehr Niederländisch gesprochen - 70 bis 80
Prozent. Was reden Royal Blood? Aufmunterungen, um die schwitzige Masse hin und her wabernde Masse
anzustacheln.
Ein
richtiges Schlusswort hat nur André Rieu. Man will hoffen, Royal Blood mit einem
neuen Album im E-Werk wiederzusehen. Bitte nicht in der Lanxess-Arena. Es soll
wie an diesem heißen Mittwoch abend im Juli cool und verschwörerisch bleiben. Wobei das Luxor besser wäre.
Was
André am Schluss sagt möchte ich hier nicht wiedergeben. Es ist aber keinesfalls
anzüglich und vulgär.
Royal
Blood wären ihm wahrscheinlich zu laut - und zu stoisch dröhend dumpf. Aber das
wissen Royal Blood.
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