Freitag, 15. Februar 2013

Geschichte der Krankenpflege in Köln

10 Funde von römischen medizinischen Instrumenten in Grablegungen außerhalb des Stadtgebietes – insgesamt 200 Instrumente - belegen, dass die Römer Operationen am Kopf (Schädeleröffnungen, Zähne ziehen, Zahnreparatur und Zäpchenoperationen) durchführen konnten. Doch wer waren die Damen oder Herren die in den Legionärslagern und vielleicht sogar in den Privatwohnungen der Reichen die Verwundeten oder Kranken versorgten? Noch völlig ungeklärt ist die Rolle der Ammen und Kindermädchen. Man kann jedoch davon ausgehen, dass sie pflegerische Tätigkeiten wahrnahmen.
Im Frühmittelalter bricht die Überlieferung wie zu erwarten war ab. Die berühmte "dunkle Zeit" in der Geschichtsschreibung begann im 5. Jahrhundert und in Bezug auf Köln kann man durch Ausgrabungen nur belegen, ab wann im Stadtzentrum wieder Kloaken und Abfallgruben ausgehoben wurden. 
Interessant wird es mit dem Auftreten der Beginen. Diese auch "Begeherinnen" genannten Damen pflegten Kinder und Frauen in ihren Wohnungen, ab dem 15. Jahrhundert nahmen sie klösterliche Regeln an und nannten sich in Anlehung an den Männerorden der Celliten "Cellitinnen".
Dann muss man natürlich noch die Pest erwähnen. Auf diese gehen wir etwas genauer bei unser neuen Führung zur Hygiene und Medizin in Köln ein:
Im mittellalterlichen Köln wurde die Versorgung der Kranken im Idealfall von den Angehörigen übernommen. Die christlichen Orden der Alexianer und der schon erwähnten Beginen waren die ersten PflegerInnen Europas. Der Arzt der einfachen Leute war der Barbier. Dieses rudimentäre Gesundheitssystem wurde erst zwischen dem 17. und 19. Jahrhundert durch die uns bekannten modernen Strukturen und Institutionen ersetzt.
Ab Mitte des 19. Jahrhunderts arbeiten die Cellitinnen im Kölner Bürgerhospital am Neumarkt (im Zweiten Weltkrieg völlig zerstört und nicht wieder aufgebaut). Schon damals herrschte Pflegenotstand. Alle Patienten, die dazu in der Lage waren, mussten bei der Pflege der schwer erkrankten Mitbürger anpacken. Statt gegen die Pest kämpfte man nun gegen die Pocken und die Cholera, die zwar nicht mehr ein Drittel der Bevölkerung wie im Mittelalter (letzte große Pestwelle in Köln 1665/1666), jedoch immer wieder mehrere hundert Menschen den Tod kostete. Erst durch die Entdeckung des Cholera-Bakteriums durch Robert Koch konnte man Therapien entwickeln, um die Erkrankten wirklich zu behandeln. Außerdem wurde das Abwassersystem verbessert. 1700 Jahre nachdem die Römer aus Angst vor den einfallenden germanischen Stammesverbänden ihre "Cloaca Maxima" zugemauert hatten gab es erst wieder ein flächdendeckendes Abwassersystem in Köln. Ein weiterer Beweis dafür, dass sich die sogenannte Zivilisation nicht kontinuierlich ausbreitete und festigte, sondern durch einen periodisch auftretenden Verlust der Kenntnisse zurückgeworfen wurde.
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurde die Pflege, die Thearpie und die Diagnostik zunehmend professionalisiert. Eine theoretische Ausbildung war nun für die Schwestern Pflicht. Trotzdem waren die meisten von ihnen immer noch Ordensschwestern, die jedoch schon Vorläufer der heutigen Krankenpflegeschulen gründeten. So geschehen in der Kölner Severinsstraße (im Krieg zertstört).
Die endgültge Ablösung der mittelalterlichen Krankenversorgung durch staatliche Institutionen wurde in den 1880er Jahren mit der Einführung der Pflegeversicherung und den Nachwuchssorgen der Ordensschwestern vollzogen. Doch erst nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Pflege flächendeckend an staatliche Einrichtungen abgetreten. Das Bild der Klosterfrau (ihres Zeichen auch Krankenschwester mit den höchsten preußischen Ehren) fand sich in Zukunft nur noch auf Flaschen mit hochprozentigem Inhalt wieder. An ihre Stelle traten die Krankenschwestern der heutigen Zeit, die in Kliniken arbeiteten, deren medizinische Infrastruktur während des Nationalsozialismus auch für die sogenannte Euthanasie mißbraucht wurde und deren jetzige Rolle über die anfänglich große Diversifikation in der Trägerschaft, die Veränderung der Sozialgesetzgebung, den Skandal um Todesfälle im Landeskrankenhaus Brauweiler in den 1970er Jahren und die Privatisierungen/Ökonomisierungen in den letzten Jahren den heutigen Zustand erreicht haben. 
Seit diesem Jahrtausend sprechen wir auch in Köln von "Gesundheits- und Krankenpflegern". Die Cellitinnen sind schon lange aus der Krankenpflege verschwunden. Sie werden in speziellen Seniorenheimen betreut, die sie zum Teil auch noch selbst leiten.

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