Donnerstag, 3. Januar 2013

Optimus inter pares

Marcus Ulpius Traianus - Kaiser Trajan 
(53 - 117 n.Chr.) 

Im Jahr 114 n.Chr. beherrschte das Imperium Romanum den gesamten Mittelmeerraum. Es reichte von Jordanien bis nach Schottland, von Ungarn bis nach Marokko und von Ägypten bis zur Schweiz
Doch Kaiser Trajan brachte es zur größten Ausdehnung. Die Kräfte waren eigentlich schon überspannt. Schon Augustus hatte gemahnt: consilium coercendi intra terminos imperii! 
Und trotzdem suchte Trajan die letzte noch existierende Herausforderung: die Eroberung Babylons und damit die Vernichtung des parthischen (Groß)Königreiches. Es ermangelte ihm nicht am militärischen Geschick. Außerdem führte er die gewaltigste Streitmacht seit Cäsar und Augustus. 
Trajan war vor allem ein vortrefflicher General, ein Adoptivsohn aus Hispanien, der von einem Zwischenlösungs-Kandidaten genannt Nerva adoptiert worden war, um die Schrecken des verrückten Despoten Domitian zu verscheuchen
Als sich Trajan nach erfolgreicher Unterwerfung Armeniens, Mesepotamiens und Parthiens 116 n.Chr. mit einem Schiff ein Stück auf den Persischen Golf hinausfahren ließ, um sein Recht auf die Nachfolge des größten aller Eroberer, Alexander des Großen, einzufordern, da hatte er das Unmögliche möglich gemacht: kein Kaiser vor ihm war jemals so weit in den Orient vorgedrungen. Doch alle Eroberungen im Osten (bis auf den Sinai) wurden nach seinem Tod wieder aufgegeben. Ein jüdischer Aufstand im Rücken der römischen Armee und die Entbehrungen der syrischen und irakischen Wüste bezwangen den Mann, den auf dem Schlachtfeld niemand schlagen konnte.
Eroberungen Trajans: 22 (Dakien), 43 (Armenien), 44 (Assyrien), 45 (Mesepotamien)

Noch heute können wir Nachwirkungen der trajanischen Eroberungspolitik ausfindig machen. Bevor er nämlich in die Wüste zog, eroberte der Liebling des Senats das widerspenstige Dakien. Damit tilgte er eine schändliche Niederlage aus der Zeit der des schwachen und unfähigen Domitian. Dieser hatte Pferde zu Konsuln ernannt und sich an grausamen Mordspielchen erfreut. Unterdessen wurde Rom an der Donau durch den dakischen König Decebalus zu einem Tributzahler degradiert. Um 105 nach Chr. zog Trajan an der Donau 14 Legionen, die Hälfte der gesamten römischen Armee, zusammen. Einer dicken fetten Raupe gleich fiel er in das heutige Rumänien ein. Decebalus wird dort noch heute als Nationalheld verehrt. Obwohl er alle Schlachten verlor. Trajan ließ seinen Kopf nach Rom schicken.
Ein letztes Mal wurde in Zeiten des inneren Friedens ein gewaltiger Eroberungszug abgeschlossen - fern der Heimat - nur mit dem Ziel, im Rahmen des folgenden Triumphs gewaltige Geldmassen zu präsentieren und tausende von in Ketten gelegten Sklaven dem geifernden und schreienden römischen Plebs vorzuführen. Der Triumph legitimierte die Herrschaft Trajans endgültig. Darum hatte Kaiser Claudius England erobert. Nur des Ruhmes wegen. England war das größte Verlustgeschäft römischer Expansionspolitik. Da wurde über Jahrunderte nur reingebuttert. Trajan jedoch eroberte eine reiche Provinz und sie wurde so schnell und so vollständig romanisert, dass man heute noch das Vulgärlatein als den Ursprung des heutigen Rumänischen ausmacht. Darum kann sich eine rumänische Putzfrau schon nach vier Wochen in Spanien (Dank an die Telenovelas) mit den Einheimischen verständigen
Apropos Putzpersonal! Die Eroberung Dakiens brachte den Römern auch das letzte Mal in ihrer Geschichte einen gewaltigen Schub Sklaven. 50 000 von ihnen wurden bis in die entferntesten Ecken des Imperiums transportiert. Danach begann ihre Zahl zu stagnieren, nahm sogar noch ab. Erst unter Hitler sollten die trajanischen Sklaven-Zahlen in Europa wieder getoppt werden.
Büste des Trajan [Foto: britannica.com]
Trajan war das Idealbild des Kaisers, gerade weil er (abgesehen von dem Nerva-Intermezzo) nach dem Versager Domitius antrat. Dessen Ansehen wurde im gleißenden Licht des trajanischen Ruhmes noch weiter in die Dunkelheit gedrängt. Trajan sollte, Trajan musste der Beste sein: Optimus - diesen Titel verlieh ihm der Senat. Optimus - der Beste unter den Gleichen.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen