Dienstag, 9. Juni 2015

Kaiser Aurelian und General Patton

Von unbesiegbaren Sonnengöttern

Weezer haben sich Cleopatra vorgenommen. Hier eine Coverversion:
 








Die Smashing Punpkins Tiberius (mit Enten) zitiert:
Anders als diese Bands wählen Faith no more die frühe Spätantike  - den Wiederaufstieg des Imperiums after einer Zeit des beinahe-Kollapses. Sie verlassen die Klassische Epoche der züchtigen Pseudorepublikaner und gehen über in die Zeit der Dekadenz. Kaiser Aurelian war ein ganz anderer Kaiser-Typ als Augustus. Er sah sich als die Inkarnation des unbesiegbaren Sonnengottes, also als göttlichen Wesen. Augustus hatte es nur zum Pontifex Maximus geschafft. 

Die Reichskrise des 3. Jahrhunderts ist die viel krassere Epoche. Und Faith No More haben zugesagt, uns auf diese Reise zu begleiten.
https://consequenceofsound.files.wordpress.com/2014/11/screen-shot-2014-11-19-at-12-11-29-pm.png%3Fw%3D807
Foto: www.consequenceofsound.net
Anders als bei Cleopatra und Tiberius reden wir hier von einer auf mit Blumen dekorierten Bühnen auftretenden Hardrockband, die, ganz im römischen Geiste, auch italienische Schlager interpretiert:

Der Bassist und neben Sänger Mike Patton wichtigste Songschreiber, Billy Gould, hatte in der 16 Jahre langen Pause nach "Album of the Year mit der Band Jello Biafra and the Guantanamo School of Medicine den Opus Audacity of Hype rausgebracht.
Hier ein Song der Jungs: 

Doch wer ist eigentlich Jello Biafra?
Biafra läßt an Uncle Sam kein gutes Blatt. Zitiert sei hier eine Zeile des nächsten Liedes, als er darüber singt, wie unsicher die Straßen doch seien und die "Drug crises" regiere. Eine pointiert instrumentierte Anschuldigung an die Machthaber in Washington D.C.

Bloody headlines in the New each day - Drug "crises" everywhere
So much comes in so easy it's as though someone wants it here

Vor allem der Part "it's as though someone" ist linguistisch sehr interessant.

Wikipeadia sagt zu Jello Biafra, der als kreativer Kopf und Sänger der Band agiert:
Biafra ist aktives Mitglied der Green Party und nahm an politischen Aktionen teil, die seinen progressiven politischen Vorstellungen entsprechen. Er selbst sieht sich als demokratischen Anarchisten. Er befürwortet zivilen Ungehorsam, um politische Änderungen zu bewirken, ruft die wahlmüden Amerikaner aber auch regelmäßig zum Wählen von Oppositionsparteien auf. Biafra wurde durch seinen kontroversen Umgang mit den Medien bekannt, um ganz in der Tradition der Anarchisten ernste Themen wie Bürgerrechte, soziale Ungerechtigkeit und die zunehmende Macht der Großkonzerne zu beleuchten.
https://de.wikipedia.org/wiki/Jello_Biafra

Doch zurück zu General Patton....

Faith no More haben dieses Jahr nur ganz kurz in Deutschland verweilt. Am 7.6. 2015 spielten sie in Berlin, traten dort wie eine Mischung aus Yoga-Gruppe und Mafiapaten auf. Die Bühne war voller Blumengestecke, die Herren ganz in weiß gekleidet.

Link: http://www.tagesspiegel.de/kultur/faith-no-more-live-in-berlin-die-rockende-yoga-truppe/11880510.html

Superhero Aurelian
Im Mai 2015 erschien das neue Album "Sol Invictus". Ebendieser war der von Aurelian für seine Herrschaft auserwählte Gott (ideologischer Überbau). Doch Monotheismus funktionierte bei den Römern noch nie, hat überhaupt sehr lange bei keinem Volk der Antike funktioniert. Echnatons Sonnenscheibe haben die Ägypter nach seinem Tod wahrscheinlich als Frisby benutzt, Moses hatte krasse Probleme nachdem er vom Berg runterkam und alle wieder den Götzen dienten und selbst Konstantin der Große war lieber auch noch Apollo als sich nur auf Jesus zu verlassen.
Aurelian war trotzdem der Superhero seiner Zeit. Zwar wie Echnaton nach seinem Tod auf theologischen Gebiet vergessen. Aber unter ihm wurde die Reichseinheit wiederherrgestellt. Das kann man gar nicht genug hoch (abgesehen von der Kritik an den von ihm begangenen Menschenrechtsverletzungen) schätzen. Schließlich ist dieser Reitergeneral wie ein neuer Alexander siegreich über die Schlachtfelder von Syrien bis Gallien gewandelt. Faith no More widmen ihm den wichtigen zweiten Song eines Comeback-Rockablbums der 2010er von 50jährigen Männern nach 16 jähriger Pause- eigentlich nicht. Es würde aber passen:

Rise of the Fall- Der Stein von Emesa
Elegabal (204-222 n.Chr.) muss ein krasser Herrscher gewesen sein. Auf http://www.roma-antiqua.de heißtes hierzu:
Elagabal gilt wohl als einer der verkommensten und bizzaresten Gestalten auf dem römischen Kaiserthron, wenn man den Anekdoten der geschichtsschreibenden Senatoren Glauben schenkt. Grell geschminkt und gekleidet in chinesischer Seide nahm der bei seiner Erhebung vierzehnjährige Herrscher jedes Jahr eine neue Frau, darunter auch eine Vestalin; im Volk munkelte man von Kinderopfern und sakraler Prostitution des Kaisers, mit einem Wort, es gab nichts, was man Elagabal nicht zugetraut hätte.

Das ist nur eine Anekdote aus der Reichskrise des 3. Jahrhunderts, die Aurelian zu überwinden verhalf. In Bezug auf Religion eigentlich ähnlich wie Elegabal, doch jener war kein Politiker und Kriegsheld sondern eine Witzfigur. 
Aurelian war demnach nicht der erste Herrscher, der sich militärisch und politisch auf einen einzigen Gott oder, im Falle Elagabals (dessen Familie aus dem heutigen Homs stammte, im Bürgerkrieg in Syrien völlig zerstört) ein Ding konzentrierte. Doch diese Posse auf dem Kaiserthron illustriert, dass die Welt Ende des 3. Jahrhunderts einen fähigen General brauchte. Und hier kommt General Mike Patton ins Gespräch. Es wäre müheslig auf alle seine Neben-, Haupt (Fantomas)-, Unter- und Oberprojekte (vertonte Kochbücher) einzugehen. Auf den youtube-Videos benutzt er das Mikrophon wie eine Waffe, bellt, schreit, säuselt und schmachtet. Er ist die Stimme und die Rechtfertigung einer Band, die 1741 Jahre nach dem ersten Fall Palmyras ein verloren geglaubtes Imperium zu restaurieren sucht: "Buildings fall but we are standing tall:"


Faith no more legen ein fetziges Tempo vor. Man vermutet ein harmonisches Zusammenspiel. Anscheind hat man langjährige Streitigkeiten ausräumen können. War das Keyboard auf "King for a day - Fool for a lifetime" fast gar nicht mehr präsent, so scheinen Mike Patton und Roddy Bottum (an den Tasten) ihren Frieden miteinander gemacht zu haben. Es klimmpert ganz heftig (hier in Brasilien) beim "Matador":



Laut Tagesspiegel wurde in Berlin Spandau eifrig mitgesungen. "Motherfucker", einer der besten Songs auf "Sol Invictus" ging tatsächlich gut ab:

Faith No More können sich bei Ozzy bedanken, dass sie für Ihre Reunion auch den sehr effektiven Schlagzeuger Mike "Puffy" Bordin zurückgewonnen haben.

2011 hieß es für Faith no More "BRASIL CAPTA": Ein denkwürdiger Auftritt. Sie spielten in der Zugabe erstmals Matador, die Version "I'm just a man" wird von einem Pauliner (Dt. Übersetzung für Paulista - diejenigen die in Sao Paulo wohnen) Mädchenchor begleitet, Mike Patton macht alle Ansagen auf Portugiesisch und man ist eben in Brasilien - und nicht in Berlin Spandau.
Erst Jesus Christus und Faith No More sollte das gelingen, woran Aurelian scheiterte und wofür Konstantin - der Mann, der die Brücke über den Rhein bauen ließ - keinen Mut hatte - die Lehre von der Harmonie in der göttlichen Welt ihrer schwitzenden Jünger zu verbreiten. Es sind schöne Melodien, die uns Faith No More vortragen. Der Rock wird nicht neu erfunden aber er ist nicht tot.

Dienstag, 2. Juni 2015

Die Schwalben




Nicht nur bei einigen Menschen macht die Größe des Schwanzes den feinen Unterschied (aus). Auch die Mehlschwalben und die Rauchschwalben kann man am besten auseinanderhalten wenn man ihren unteren Körperbereich genauer betrachtet. Das ist nicht immer leicht, denn mit ihren langen schmalen Flügeln präsentieren sie uns auf der Jagd nach Insekten geradezu akrobatische Kunststücke in der Luft. Der gegabelte Schwanz ist bei den Rauchschwalben dünner und länger. Krallt sich die Mehlschwalbe an ihrem Nest unter einem Dachüberstand fest, so erkennt man die für sie typische schwarz-blau schimmernde Oberseite und den kürzeren, weniger tief gegabelten Schwanz. Außerdem sind sie kleiner als die Rauchschwalben und nisten an den Außenseiten von Gebäuden. 

Mehl- und Rauchschwalben sind sogenannte Kulturfolger. Sie suchen die Nähe des Menschen. Nur verringert dessen moderner Lebensstil ihre Rückzugsorte. Die Rauschwalben bevorzugen es, ihre offenen napfförmigen Nester in Ställen, Scheunen und Bootshäusern zu bauen. Von denen gibt es in Zeiten moderner Landwirtschaft und Tierhaltung immer weniger. Durch die Befestigung der Wege verschwinden gleichzeitig die Lehmpfützen, aus denen sich die Schwalben das Baumaterial für ihr Eigenheim holen. 700 bis 1500 Lehmkügelchen verkleben sie mit ihrem Speichel zu einem Nest. Stroh und andere Halme sorgen für Stabilität, Federn dienen zum Auspolstern. 

Bis zu drei Bruten können Schwalben zwischen April und Oktober großziehen. Tiere und Menschen profitieren von der reichen Kinderschar, denn die zwitschernden Sperlingsvögel sind vor allem eins: effektive und natürliche Insektenvernichter. Wer Fliegen und Stechmücken nicht mag sollte darum keine Schwalbennester entfernen. So erspart man den fleißigen Flugkünstlern auch den Neubau nach den Winterferien. Doch nicht nur hierzulande werden Schwalben immer mehr bedroht: Der Flug nach Afrika und die Überwinterung dort enden für sie immer öfter in den Netzen von Tierfängern.