Montag, 25. März 2013

Les Misérables

Das Film-Musical

Die Franzosen können wirklich stolz sein auf ihre Geschichte. Sie hatten mehr feurige Revolutionen als z.B. die Deutschen und ihre Sprache klingt so schön, dass selbst die Schilderungen der grausamsten Ereignisse in Victor Hugos "Die Elenden" für das teutonische Ohr romantisch klingen.
Sorgten für ein solides Spassprogramm: Helena Bonham Carter als Madame Thénardier und Sacha Baron Cohen als Thénardier
Die musikalische Umsetzung des Juniaufstands 1832 in Paris gegen roi Louis Philippe I bezieht sich auf den IV. Teil des Opus Magnus einer der größten französischen Romanciers. Da kann ein Liebhaber der französischen Sprache wirklich nur Wehmut verspüren, wenn die Kompositionen Claude Michel Schönbergs in der Hollywood-Variante des Musicals konsequent auf Englisch vorgetragen werden. Regisseur Tom Hooper ist nun einmal Engländer, was man unschwer beim Genuss seines (vor)letzten Werkes "The King's Speech" bemerken konnte.
Die Frage, ob einem der Film mit Hugh Jackman, Russell Crowe und Anna Hathaway in den Hauptrollen gefällt, sollte erst beantwortet werden, wenn man geklärt hat, ob man Musicals mag.
Ich liebe Musicals. Ich liebe auch Bono Hymnen und Obamas Reden voller blumiger Metaphern. Minimalismus und Lust auf subtile Gefühlsäußerungen sind mir fremd. Darum war ich vier Mal im Phantom der Oper, darum liebe ich "Les Misérables" (1996 in Duisburg gesehen).
Samantha Barks überzeugte als Éponine Thénardier
Die Frau, die neben mir saß, hätte sich vorher die Pathos-Frage stellen sollen. Aber nein.... Und darum hat sie fast die ganze Zeit gelacht - immer dann, wenn die Trauer, der Neid, der Zorn und natürlich das Elend Musical-like so breit getreten wurden, dass man es nur noch genießen oder erleiden kann. Dann, wenn man seinen eigenen Verstand genauso elegisch zu Grabe trägt, wie die Protagonisten Ihre zerstörten Träume - dann hat sie gelacht. Verständlich aber unpassend.
Als Hugh Jackman dann endlich gestorben war, ist die Frau (also eine andere) hinter mir in ein herzzerreißendes Geschluchze ausgebrochen.
Ich habe insgesamt zwei Tränen vergossen - als Fantine und Inspektor Javert starben. Mehr konnte ich selbst bei "Das Streben nach Glück" nicht locker machen.
Russell Crowe hat ein etwas dünnes Stimmchen, Hugh Jackman überzeugt auf ganzer Linie, Ana Hathaway kann man neidlos zum Oscar gratulieren (auch wenn ich sie nicht leiden kann).
Eddie Redmayne war als Marius Pontmercy und Amanda Seyfried als Cosette falsch besetzt. Samantha Barks und Aaron Tveit waren beim Gesang und beim Spiel viel besser (und schöner).
... und Aaron Tveit als Enjolras
An dieser Stelle müsste man auch ein paar Worte zur Synchronisation der Musik mit dem Filmmaterial verlieren. Schließlich war es irgendwie revolutionär und einzigartig. Ich fand's einfach nur zu leise. Bei mir muss es richtig Rumsen, wenn Jean Valjean in der ersten Szene das Schiff aufs Trockendock zieht.
Trotzdem: Die Musik ist wunderschön und perfekt auf ein Musical zugeschnitten. Ein Film, der so viel mehr als eine kleine Bühne geben kann, wird das mit allen, von Mr. Hooper perfekt eingesetzten Mitteln, niemals toppen können. 



P.S. Ich wünschte, ich könnte im Kino/Theater auch so bitterlich weinen, wie die Dame hinter mir.

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